Papierpreise steigen – was tun?
Veröffentlicht am 11. Januar 2018 von Jörg Baumann.
Die Papierpreise steigen, 2017 außergewöhnlich schnell. Das ist eine besondere Herausforderung für umsichtige Einkäufer.
Die Kosten für Recyclingpapier sind letztes Jahr um ca. 14 % und für Kraftliner um ca. 23 % gestiegen. In der Praxis bedeutet das erhöhte Materialkosten für Hersteller und Lieferanten von Wellpappverpackungen. Und in Folge: höhere Packmittelkosten für den Versandhandel und die Industrie.
Eine Untersuchung des Statistischen Bundesamts veranschaulicht, wie sich der Erzeugerpreisindex für Papier, Karton und Pappe im Zeitraum von Januar 2010 bis September 2017 entwickelt hat. Nach dieser Statistik sind die Preise für Wellpappenrohpapiere 2011 sprunghaft um ca. 18 % gestiegen und in den folgenden Jahren kontinuierlich gesunken. Seit Anfang 2017 jedoch sind sie innerhalb von nur neun Monaten um ca. 14 % gestiegen. Die Prognose für Transportverpackungen und anderen Packmitteln aus Papier: Einkäufer müssen Preissteigerungen hinnehmen.
Die Papierpreise steigen – eine Herausforderung!
Die Konjunktur läuft gut, die Wirtschaft ist ausgelastet. Was können Einkäufer in diesen Zeiten tun, um das Bestmögliche für ihr Unternehmen zu erreichen? Welche Ziele sollten bei Verhandlungen mit Packmittel- und Wellpappenherstellern fokussiert werden?
Erstes Ziel
Flexibilität schaffen. Zur Zeit befinden sich die Papierpreise auf Höchstpreisniveau. Nach meiner Einschätzung ist keine gravierende Entspannung der Situation in Sicht. Es ist empfehlenswert, langfristige Verträge zu vermeiden. Unabhängig von kurz-, mittel-, oder langfristigen Vereinbarungen sollte eine Preisgleitklausel immer Bestandteil eines Lieferantenvertrags sein. In Zeiten stark schwankender Preise und schwer vorhersehbarer Tendenzen sichert sie eine geregelte Preisanpassung trotz Vertragsbindung. Preisänderungen ab +/- 5% können schwer ins Gewicht fallen. Die Preisgleitklausel reguliert Schwankungen des Marktes auf eine faire Weise für beide Vertragspartner.
Zweites Ziel
Qualitätsstandards klären. Qualität ist ein Kostenfaktor. Ist es möglich, den Qualitätsstandart zu senken? Gibt es Alternativprodukte, die günstiger sind und Kosten reduzieren? In diesem Zusammenhang sollten Einkäufer prüfen, ob tatsächlich die bisher vereinbarte Qualität eingehalten und geliefert wird. Wenn der Kraftliner in der Außendecke der Wellpappverpackung durch Testliner ersetzt wird, kann der Lieferant Materialkosten sparen, ohne dass der Auftraggeber davon weiß. Diese Entdeckung mache ich von Zeit zu Zeit bei meinen Verpackungsberatungen. Doch auch eine bewusste Entscheidung zur Qualitätsreduktion kann ohne sorgfältige Prüfung zur Kostenfalle werden. Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Unternehmen reduzierte die Qualität der Transportverpackung, um im Einkauf zu sparen. Neun Monate später lag die Retourenqoute über dem Schnitt des Vorjahres. Bei geschätzten Kosten von 25 bis 50 Euro pro Reklamation, ist die Einsparung von 10 Cent pro Karton definitiv nicht wirtschaftlich. Man ist daher gut beraten, Qualitätsveränderungen über einen längeren Zeitraum eingehend zu testen, um etwaige Spätfolgen auszuschließen.
Wenn Kosten unvermeidbar sind und tendenziell steigen, sollte jedes Unternehmen den Kosten-Nutzen-Faktor auf den Prüfstand stellen und langfristige Lieferantenverträge meiden. Zwei einfache Regeln, um vorausschauend und mit Bedacht das Optimum im Einkauf zu erreichen!