Stauchprüfung – wieviel Druck vertragen Sie?
Veröffentlicht am 24. März 2017 von Jörg Baumann.
Stauchprüfung – wieviel Druck vertragen Sie bei einem Lieferantenwechsel?ie tragfähig muss Ihre Wellpappen-Verpackung sein? Durch die Stauchprüfung vermeiden Sie Qualitätsverluste und Stress bei einem Lieferantenwechsel!
Im Rahmen einer Ausschreibung ist es fast unmöglich, die angebotenen Qualitäten miteinander zu vergleichen. Der Verband der Wellpappen-Industrie e. V. (VDW) hat für Deutschland allgemeingültige Sortenbezeichnungen definiert, um Transparenz im Wettbewerb zu schaffen. Trotzdem haben „gleiche“ VDW-Sorten unterschiedliche Stabilitäten in der Verpackung. Ein Qualitätsvergleich mit Hilfe der Stauchprüfung zwischen Lieferanten ist daher sinnvoll, um bei einem Lieferantenwechsel keine bösen Überraschungen zu erleben.
Das Problem ist, dass eine definierte Wellpappen-Qualität mit unterschiedlichen Papierzusammensetzungen und Produktionsbeanspruchung produziert werden kann. Primär wird die Qualität durch die Sorte der Wellpappen-Rohpapiere und deren Grammatur bestimmt. Aber auch die Beanspruchung bei der Weiterverarbeitung der Wellpappen-Formate zur gewünschten Art der Verpackung beeinflusst die Stabilität. Aus meiner Sicht ist die Welle, die der Pappe ihren Namen gibt, für die Tragfähigkeit des fertigen Produkts entscheidend. Wie auch immer: Eine Stauchprüfung nach DIN 55440 offenbart den Stauchwiderstand Ihrer Verpackung. Bei der Prüfung wird die maximale Kraft gemessen, die eine leere Verpackung tragen kann, bevor sie staucht bzw. einknickt (international BCT genannt: Box-Compression-Test).
Qualität oder Einsparung?
Ein Beispiel aus meiner Beratungspraxis: Einkauf und Logistik waren sich uneinig über den Erfolg eines Lieferantenwechsels. Die Mitarbeiter der Logistik beklagten eine schlechtere Qualität, die Kartons fühlten sich im Handling weicher und labbriger an. Dagegen freute sich der Einkauf über eine jährliche Einsparung im 6-stelligen Bereich. Im Vergleich entsprachen die Gesamtgrammaturen und Papiersorten des neuen Lieferanten durchaus der des bisherigen. Der kleine, aber gravierende Unterschied war, dass die Außendecke eine höhere und die Welle eine niedrigere Grammatur hatte.
Die Stauchprüfung in der Praxis
Meine Aufgabe war es, durch ein Gutachten die Auseinandersetzung zwischen Logistik und Einkauf über „gefühlt schlechtere Qualität“ auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Eine Qualitätsanalyse mit Stauchprüfung beim wfp, einem unabhängigen Prüfinstitut des VDW, brachte erstaunliche Ergebnisse. Der Vergleich zwischen altem und neuem Lieferanten zeigte, dass die vereinbarte Qualität schon vor Lieferantenwechsel nicht eingehalten worden war. Der Kraftliner in der Außendecke war durch Testliner ersetzt worden. Trotzdem: Die Verpackungen des neuen Lieferanten wiesen zwischen 7 – 36 Prozent schlechtere Stauchwerte auf.
In diesem Fall verursachte die „schwächere“ Kartonage keine Reklamationen. Das habe ich schon anders erlebt! Um zeit- und kostenintensive Konflikte zu vermeiden, sind Angaben zum gewünschten Stauchwiderstand in einer Ausschreibung absolut sinnvoll. Damit können Sie Äpfel mit Äpfeln vergleichen und vermeiden unliebsame Wettbewerbsverzerrungen, die letztlich auf Kosten von Einkauf, Logistik und seriösen Anbietern gehen.