Luftpolsterkissen – Folie versus Papier
Veröffentlicht am 14. Dezember 2016 von Jörg Baumann.
Seit Jahren sind Luftpolsterkissen aus PE auf dem Vormarsch: Kommt die Welt des Versandhandels überhaupt ohne Plastik aus? Welche Vor- und Nachteile bieten Luftpolsterkissen?
Rückblende: Im Mittelalter wurde Holzwolle zum Polstern und Füllen benutzt, um Waren in Holzkisten zu schützen. Noch heute werden edle Weine auf diese Weise in hölzernen Geschenkkisten verpackt. Mit der industriellen Revolution um 1900 wurde Papier zur Massenware und löste Holzwolle als gängiges Polstermaterial ab. Seitdem haben sich Rollenwellpappen, Kugelpapiere oder einfaches Schrenzpapier als Produktschutz etabliert.
Mitte des letzten Jahrhunderts führte jedoch die Entdeckung industrieller Produktionsmethoden von Kunststoffen zu einem Boom von Waren aus Erdöl. In der Verpackungsbranche verbreiteten sich in den 70er Jahren Styroporchips (Loose Fill) als schüttbares Verpackungspolster. Heutzutage werden diese Chips immer noch aus Styropor, aber auch aus Pflanzenstärke, also komplett kompostierbar, hergestellt. In zwei Jahrzehnten wurden Millionen Kubikmeter Styropor in zigtausenden Säcken zu Händlern transportiert und von dort als Polstermaterial zu Kunden über die ganze Welt verteilt. Vor diesem Hintergrund bedeutete die Erfindung der Papierpolstermaschine eine große Wende: Eine Systemlösung, die direkt am Packplatz aus Papierrollen große Polstervolumen produziert. Inzwischen machen Luftpolsterkissen dem maschinell geknüllten Papierpolster Konkurrenz und gewinnen als günstige Alternative an Boden.
Luftpolsterkissen – Viel Luft für große Leerräume
Eine Luftpolsterkissenmaschine ist nicht größer als ein Tintenstrahldrucker und pustet Luft in eine endlos PE-Schlauchfolie. Sie wird zu einzelnen Luftkissen verschweißt und auf der Naht zum einfachen Trennen perforiert. Ein Vergleich zwischen Papier- und Luftpolstersystemen zeigt, dass letztere langsamer produzieren. Um einen reibungslosen Packprozess zu gewährleisten, wird oft über dem Packplatz in einen Vorratsbehälter produziert. Der offensichtliche Vorteil von Luftpolsterkissen: Es können große Leerräume im Versandkarton schnell und kosteneffizient gefüllt werden. Verlockende Lösung: Geringer Materialeinsatz und kostenlose Luft ergeben ein leichtes, festes, unnachgiebiges Luftkissen. Häufiges Problem: ein „too much“ beult die Verpackung aus und die prallen Luftkissen polstern nicht mehr, sondern drücken und schädigen empfindliche Inhalte.
Stichwort Umwelt: Die Luftpolster haben – wie die Einweg-Plastiktüte – ein Nachhaltigkeitsproblem. Circa 20 g Einwegfolie verbrauchen circa 40 g Erdöl. Millionen Tonnen von Plastikmüll schwimmen in unseren Ozeanen und sind für das Sterben zahlreicher Tiere verantwortlich. Über die Plastiktüte wird diskutiert – über das Luftpolsterkissen nicht!? Auch die Herstellung von Papier belastet die Umwelt; es ist heutzutage schwierig, eine 100% ökologische Lösung zu finden. Am Nachhaltigsten ist Reduktion – Versandkartons an Inhalt anpassen, auf Polstermaterialien jeder Art möglichst verzichten. Ein Gewinn für Alle: Umwelt schonen und Geld sparen.