Wellpappe – die richtige Wahl
Veröffentlicht am 8. Juni 2018 von Jörg Baumann.
Qualitätskontrolle Wellpappe – für Einkäufer ein schwieriges Terrain. Was steht im Fokus: der Preis oder die Qualität?
Qualitätsverluste und Reklamationen nach einem Lieferantenwechsel, das ist ärgerlich und meist sehr teuer. Um dem entgegenzuwirken, hat der Verband der Wellpappen-Industrie e.V. (VDW) für 27 Wellpappen-Sorten Qualitätsstandards definiert. Den Herstellern bleibt es allerdings überlassen, welche Wellpappenrohpapiere und Flächengewichte bei der Produktion verwendet werden. Dadurch werden die 27 normierten Wellpappen-Sorten in über hundert verschiedenen Papierzusammensetzungen produziert. Das hat natürlich Auswirkungen auf Eigenart und Belastbarkeit der Kartonagen aus Wellpappe.
Die DIN-Norm 55468 basiert auf den VDW-Standard und bietet für diese Problematik eine wichtige Qualitätsorientierung. Sie definiert die Prüfwerte für Durchstoßarbeit und Kantenstauchwiderstand, die von allen produzierten Wellpappen der jeweiligen Welle und Sorte eingehalten werden müssen. Für einige Sorten gilt zusätzlich der Wert für Berstfestigkeit.
Dennoch sagen diese Werte nichts über die Tragfähigkeit der Wellpappen-Verpackung aus. Ich frage immer nach dem Stauchwiderstand der Verpackung. Die Stauchprüfung (BCT) nach DIN 55440 misst die maximale Kraft, die eine leere Verpackung tragen kann, bevor sie staucht bzw. einknickt – eine sehr gute Qualitätskontrolle ganz am Anfang des Verpackungsprozesses oder eines Lieferantenwechsels.
Qualitätskontrolle Wellpappe – die Basics
Ausführliche Informationen über Wellpappe finden Sie in meinem Wiki. Kurz zusammen gefasst: Die Wellpappen-Sorten sind in „ein- und mehrwellig“ unterteilt. Verpackungen aus den einwelligen Sorten 1.01 bis 1.05 und den mehrwelligen Sorten 2.02 bis 2.06 eignen sich für einfache Lagerbeanspruchung und/oder für den kurzen Versandweg als Paletteneinheit z. B. vom Lebensmittelhersteller zum Supermarkt. Bei höheren Transportbelastung empfehle ich die Sorten 1.10 bis 1.50 sowie 2.20 bis 2.70 mit dem zusätzlichen Gütemerkmal Berstfestigkeit. Dieser Wert hilft, die passende Qualität abhängig von der Transportbeanspruchung zu wählen. Bei sehr hohen Lager- und Transportbeanspruchungen werden die zwei- oder dreiwelligen Sorten 2.80 bis 2.96 eingesetzt.
Für die Praxis heißt das: Bei Anfragen oder Ausschreibungen ist die Angabe der Wellpappen-Sorte inkl. Wellenart zwingend erforderlich (und zwar entsprechend der VDW-Vorgaben, z.B. 1.30). Eventuell ist sogar eine klare Definition der verwendeten Papierqualität unter Angabe der Wellpappenrohpapiere mit Flächengewicht sinnvoll.
Darüber hinaus empfehle ich, vor einem Lieferantenwechsel Probelieferungen einzuplanen, trotz genormter DIN-Qualitäten. So vermeiden Sie im Vorfeld zukünftige Reklamationen und Ärger mit den Lieferanten.