Antirutschmatten Ladungssicherung – Was geht ab?
Veröffentlicht am 5. September 2016 von Jörg Baumann.
Glatte Oberflächen beim Transport von Waren sind gefährlich. Stichwort Antirutschmatten Ladungssicherung: Wenn`s rutscht, besteht Unfallgefahr oder die Ware kann Schaden nehmen. Reklamationen sind dabei dann noch das kleinste Übel. Helfen da Antirutschmatten?
Waren in Bewegung – Können Antirutschmatten helfen?
Antirutschmatten werden seit vielen Jahren eingesetzt, um Waren zu schützen und die Richtlinien als gesetzliche Vorgaben zur Transportsicherung zu erfüllen. Aber „rutschhemmend“ heißt: Es rutscht, nur weniger. Gibt es einen Messwert für „unrutschig“?
Procter & Gamble setzt Antirutsch-Wellpappe für den Transport seiner Pampers ein. Die in Folie eingeschrumpften Windelpakete sind extrem glatt und werden dank den rutschhemmenden Wellpapp-Zwischenlagen sicher auf der Palette zusammengehalten. Procter & Gamble ist eins der wenigen Unternehmen, die den so genannten Reibbeiwert für ihre Anwendung definieren und dadurch teure „rutschende“ Überraschungen erfolgreich vermeiden.
Eine lobenswerte Ausnahme. Zwar werden beim Einkauf der Antirutschmatten in der Regel Angaben wie Länge, Breite, Dicke oder Grammatur und Palettenstückzahl gemacht, aber Informationen zu technischen, rutschhemmenden Eigenschaften? Meist Fehlanzeige! Selbst viele Anbieter von Antirutschmatten wissen oft nicht, wie stark die Reibung ihrer Produkte bei bestimmten Materialpaarungen ist – oder es ist unklar, unter welchen Bedingungen die Werte ermittelt wurden. Im Worst-Case habe ich erlebt, dass ein Kunde Antirutschpapier ausgeschrieben hatte, obwohl nur ein raues Schrenzpapier als Antirutsch eingesetzt wurde. Zwar kann sogar Schrenzpapier in gewissen Fällen die Reibung erhöhen, preislich besteht jedoch ein sehr großer Unterschied zwischen einfachem Schrenzpapier und beidseitig antirutschbeschichtetem Papier.
Was ist Reibung?
Der VDI, Verein Deutscher Ingenieure e.V. definiert Reibung als eine Wechselwirkung zwischen den Kontaktflächen von sich berührenden Körpern (Materialpaarung), die eine Relativbewegung zwischen diesen ver- oder behindert. Oberflächen wie Holz, Wellpappe und Folien neigen dazu, sich „zu gut“ aufeinander zu bewegen, sprich: sie sind glatt. Der Einsatz von rutschhemmenden Materialien ist eine gute Möglichkeit, das zu verhindern.
Die VDI-Richtlinie 2700 hat die Ermittlung von Reibbeiwerten mit Blatt 14 standardisiert. Danach dürfen rutschhemmende Materialien einen Gleitreibwert von µ 0,4 nicht unterschreiten. Je höher der Wert, desto rutschhemmender das Material. Der Markt bietet üblicherweise Antirutschmatten mit µ 0,6 an, allerdings nicht immer entsprechend den VDI-Vorgaben geprüft oder nur für eine Materialpaarung gemessen. Daher Achtung: Für den Anwender ist es wichtig zu wissen, mit welcher Methode, welcher Materialpaarung und mit welchem Zuggewicht geprüft wurde. Je praxisnäher der Test, desto qualifizierter die Eignungsprüfung.
Antirutschmatten Ladungssicherung, meine Empfehlung:
Fordern Sie zu Ihrem Antirutschmaten einen Prüfbericht nach VDI 2700 Blatt 14 mit Angaben über Gleitreibbeiwert, Materialpaarung und Zuggewicht an. Antirutsch-Produkte sollten einen Gleitreibbeiwert von mindestens µ 0,6 vorweisen. Alles andere ist – meiner Meinung nach – rausgeschmissenes Geld.