Deutscher Verpackungspreis Teil 2 – Diskurs auf der FachPack 2015
Veröffentlicht am 13. Oktober 2015 von Jörg Baumann.
FachPack – Deutscher Verpackungspreis 2015: Für insgesamt sechs Kategorien gab es 178 Wettbewerbseinreichungen: davon wurden 52 Bewerbungen nominiert und auf der FachPack präsentiert. Den Deutschen Verpackungspreis 2015 erhielten 27 Produktentwicklungen.
Rückblende: Im April 2015 hatte ich das erste Mal über den „Oscar der Verpackungsindustrie“ gebloggt. Aus meiner Sicht fehlte es dem Wettbewerb in der Vergangenheit an Transparenz bei der Entscheidungsfindung und Vergabe des Preises. Damals hatte ich mit dem Veranstalter des Deutschen Verpackungspreises dvi vereinbart, den Wettbewerb von der Einreichung bis zur Verleihung des Preises journalistisch zu begleiten. Im Juni wurde diese Zusage jedoch ohne Angabe von Gründen zurückgezogen. Meine Recherche berücksichtigt nun also leider doch nicht die Organisatoren oder Mitglieder der Jury. Ich hatte allerdings auf der FachPack die Möglichkeit, mit Bewerbern, Nominierten und Gewinnern zu sprechen.
Interessante Gesprächspartner auf der FachPack:
Achim Riedel, Geschäftsführer von Drei-V aus Heimstetten bei München erzählte mir, dass Drei-V letztes Jahr den Deutschen Verpackungspreis gewonnen und sich dieses Jahr erneut beworben hat. Für Riedel bedeutet der Wettbewerb eine Möglichkeit, sich über Neuigkeiten zu informieren. Seiner Meinung nach verliert eine Auszeichnung jedoch durch zu viele Nominierungen und Prämierungen an Wert. „Man hat das Gefühl, jeder Zehnte gewinnt“, sagt er und hat nicht ganz unrecht. In diesem Jahr erhielt jeder achte Bewerber einen Preis und jeder vierte eine Nominierung. Nach Riedel würde eine stärkere Auslese bei der Preisvergabe den Deutschen Verpackungspreis deutlich aufwerten. Drei-V konnte durch die Auszeichnung 2014 einen Imagegewinn, aber keine spürbare Wirkung auf die Umsatzentwicklung des Produkts verzeichnen.
Albert Klinkhammer ist für das internationale Marketing beim Papier- und Verpackungshersteller Mondi verantwortlich. Klinkhammer sieht beim Deutschen Verpackungspreis nicht vorrangig das prämierte Produkt, sondern schätzt den Wettbewerb als gute Gelegenheit, die Entwicklungskompetenz des eigenen Unternehmens zu zeigen. Mondi wurde mit einer Motorhaubenverpackung nominiert und es ergab sich auf der Messe für mich auch ein Gespräch mit dem Produktentwickler. So wie ich würde er gerne mehr über die Bewertungsgrundlagen wissen, die zu einer positiven oder negativen Entscheidung führen.
Am Stand von Europas größtem Hersteller von Begleitpapiertaschen, der Debatin GmbH aus Bruchsal, erzählte mir der Leiter der Entwicklungsabteilung Friedbert Moch, dass die in diesem Jahr nominierte Lieferscheintasche aus Papier, die ein Verpackungshändler einreichte, bereits 1992 von Debatin entwickelt und hergestellt wurde. Moch sind die Kriterien für eine Nominierung und Prämierung „schleierhaft“. Seine Konsequenz: Trotz innovativer Ideen möchte er derzeit nicht mehr am Deutschen Verpackungspreis teilnehmen.
FachPack – Deutscher Verpackungspreis 2015: Geami WrapPak
Bereits vor 15 Jahren habe ich selbst dieses Produkt unter dem Namen Flextra meinen damaligen Kunden zum Testen vorgestellt. Damals konnte sich die neuartige Verpackungslösung aus Kostengründen nicht am Markt durchsetzen, die Produktion wurde eingestellt. Aktuell wurde die „innovative“ Idee mit dem Deutschen Verpackungspreis 2015 ausgezeichnet.
Wofür steht der Deutsche Verpackungspreis? Seit 1996 hat sich die Zahl der Bewerber mehr als halbiert, im Vergleich zu 2014 gab es dieses Jahr 20 Prozent weniger Anmeldungen. Was könnte hierfür die Ursache sein? Nach welchen Kriterien wird beim Deutschen Verpackungspreis beurteilt, nominiert und prämiert? Welchen Wert besitzt diese Auszeichnung eigentlich?
Beteiligen Sie sich an einer Diskussion und schreiben Sie einen Kommentar. Wie wichtig ist Ihnen dieser Preis und wünschen Sie sich mehr Transparenz bei der Entscheidungsfindung?