Frustrierend – Frustfreie Verpackung
Veröffentlicht am 25. August 2015 von Jörg Baumann.
Im Jahr 2009 hat der Online-Versandriese Amazon dem „unnötigen Verpackungswahn den Kampf angesagt“ und die mehrjährige Initiative „Amazon Frustfreie Verpackung“ gestartet. Amazon hat zu Recht erkannt, dass die klassische Produktverpackung für den Einzelhandel zugeschnitten und in vielen Punkten für den Onlinehandel ungeeignet ist.
Im Ladengeschäft präsentiert sie sich schick bedruckt mit möglichst viel Einblick als Eyecatcher. Im Versandhandel spielt dagegen die Aufmachung der Produktverpackung nur eine sekundäre Rolle. Hier sollte der Fokus auf einer Transportlösung liegen. Hersteller könnten dem wachsenden Onlinehandel eine einfache, zweckmäßige, umweltfreundliche Verpackung anbieten.
Wo steht Amazon heute?
Sechs Jahre nach Ankündigung der Bemühungen werden inzwischen, laut Gründer und CEO Jeff Bezos, über 200.000 Produkte in frustfreien Verpackungen angeboten. Allerdings hat der Käufer bei einigen Artikeln die Wahl zwischen frustfreier Verpackung und Standardverpackung. Warum, frage ich mich, denn das stellt eine konsequente Haltung gegen unnötige Verpackung in Frage. Ich habe dadurch immerhin die Möglichkeit beide Verpackungsoptionen zu vergleichen, um den Unterschied zu erkennen und zu begutachten.
Zum Beispiel SD-Karten, sie werden bei Amazon in einer Standard und einer frustfreien Verpackung angeboten. Beim Standard wird die SD-Karte in einer beidseitig bedruckten Kartonverpackung durch ein Tiefziehteil aus Folie gehalten. Der Aufdruck auf dem Karton gibt wichtige Informationen und Hinweise über das Produkt. Zum Auspacken der SD-Karte soll der Karton aufgeschnitten, die Folienhalterung entnommen und das rückseitige Silikonpapier entfernt werden. Ein Test zeigt, dass der Karton auch aufgerissen werden kann. Das Ganze funktioniert erstaunlich frustfrei.
Amazon Frustfreie Verpackung
Bei der frustfreien Verpackung wird die SD-Karte in der Folienhalterung direkt in einer Versandtasche, ohne bedruckte Kartonverpackung, verschickt. Informationen und Hinweise zum Produkt gibt es separat auf einem Beipackzettel. Die Versandtasche wird durch das Aufreißen einer Perforation geöffnet. Die SD-Karte kann, wie bei der Standardverpackung, aus dem Tiefziehfolder entnommen werden. Leider verschickt Amazon diese Versandtasche mit der SD-Karte nicht direkt, sondern verpackt sie noch einmal in eine größere Versandtasche, wie üblich mit Lieferschein und Werbung.
Das Ergebnis meiner Untersuchung
Die Standardverpackung bringt zehn Gramm auf die Waage und die sogenannte frustfreie Verpackung mehr als doppelt so viel, nämlich insgesamt 22 Gramm. Beide Sendungen lassen sich frustfrei öffnen.
Da fehlen mir die Worte. Außer: Was für ein frustrierender Verpackungswahnsinn.