Gefahrgutverpackung – sicher und wirtschaftlich
Veröffentlicht am 4. Juli 2018 von Jörg Baumann.
Gefahrgutverpackung – Insiderwissen für eine intelligente und wirtschaftliche Logistik für Gefahrgutklasse 9.
Maximale Sicherheit bei optimalem Materialeinsatz, das ist für jeden Gefahrgut-Transport das wichtigste. In meinen Augen ist der Anspruch auf Wirtschaftlichkeit ein Aspekt, der für den achtsamen Umgang mit Gefahrgut sehr förderlich ist.
Gefahrgutverpackung – Basiswissen
In die Gefahrgutklasse 9 fallen alle Transportgüter, die keiner anderen Gefahrenklasse zugeordnet sind und trotzdem während der Beförderung eine Gefahr darstellen. Das umfasst chemische oder toxikologische Gefahren, hohe oder niedrige Beförderungstemperaturen sowie physikalische Gefahren. Stoffe wie flüssiger Stickstoff, Trockeneis oder Asbest, und Gegenstände wie Lithiumbatterien und einige Airbagtypen müssen in Verpackungen transportiert werden, die eine UN-Zulassung haben.
Zusätzlich gilt, dass derjenige verantwortlich, haftbar und strafrechtlich verfolgbar ist, der Gefahrgut von A nach B bewegt. Wenn ein Hersteller eine Spedition mit dem Gefahrgut-Transport beauftragt, trägt der Absender die Hauptverantwortung über Ladungssicherheit und Einhaltung aller gesetzlichen Regelungen, nicht der Spediteur. Es ist wichtig, genau zu prüfen, wo welche Verantwortung liegt und was zur optimalen Sicherung der Ware notwendig ist.
Grundlage für die UN-Zulassung von Gefahrgut-Verpackung für Transportgüter aus der Gefahrenklasse 9 ist der Abbrandtest – der 6c-Test. Bei diesem Test müssen alle Brandrückstände von Gefahrgut innerhalb eines Sicherheitsradius von 4 Metern im Durchmesser verbleiben. Dieser Bereich schützt Feuerwehrleute, Rettungskräfte und Schaulustige, die das Spektakel eines brennenden LKWs verfolgen und nicht an mögliche Gefahren denken.
Insiderwissen für Gefahrgutverpackung der Klasse 9
Als Experte für Verpackungen habe ich mich intensiv damit beschäftigt, wie unterschiedlich vergleichbare Gefahrgut-Verpackungen schützen. Auf den Gefahrgut-Technik-Tagen in Berlin 2017 war ich als referent zu diesem Thema geladen: Welche Rolle spielt die Kombination von Verpackungstechnik und Materialwahl bei der 6c-Prüfung – und bei der Preisgestaltung.
Hat die Gefahrgut-Verpackung einen (entscheidenden) Einfluss auf den 6c-Test? In Kooperation mit „HPS Examination“, Experte für Brandprüfungen, haben wir ein neues Verfahren entwickelt, um Gefahrgut-Verpackungen im Feuer zu untersuchen. Auf diese Weise konnten wir das Verhalten unterschiedlicher Gefahrgut-Verpackungen (samt Innenverpackung) verschiedener Packmittelhersteller miteinander vergleichen. Wir haben folgendes festgestellt: Die bei Explosionen prozessentscheidende Aufheizphase im Inneren der Verpackung kann um ganze zwei Minuten differieren. Das kann im Abbrandtest ausschlaggebend sein und ein „nicht-bestanden“ verursachen. Konsequenz: keine Zulassung der Gefahrgut-Verpackung! Die Ware darf nicht versendet werden.
Ein nicht bestandener 6c-Test ist aufwändig und teuer. Besonders im Airbag-Bereich lohnt es sich, die Gefahrgut-Verpackung samt Innenverpackung optimal auf den spezifischen Airbag anzupassen.