INTERVIEW mit Frau Dr. Horenburg, Deutscher Verpackungspreis
Veröffentlicht am 29. August 2017 von Jörg Baumann.
Frau Dr. Bettina Horenburg, Director Corporate Communication der Siegwerk Druckfarben, ist im dvi-Vorstand tätig. Der Deutsche Verpackungspreis liegt seit 2016 in ihrer Verantwortung.
Guten Tag, Frau Dr. Horenburg. Der Deutsche Verpackungspreis wird jährlich vergeben. Was zeichnet diesen Preis in Ihren Augen aus?
Dr. Horenburg: | Dass die Entscheidungsgrundlage eine Fachjury ist, die aus allen Materialverbänden besteht. Der Deutsche Verpackungspreis hat im Gegensatz zu anderen Wettbewerben keine Materialeinschränkung, es geht um „Die Verpackung“ schlechthin – unabhängig ob aus Glas, Wellpappe, Folie, Papier, etc. Die Fachleute aus den Materialverbänden verfügen über den nötigen Marktüberblick und wissen, was wirklich neu ist. Auf der Basis dieser Vorauswahl entscheidet die Hauptjury über die bestpassende Kategorie und beurteilt ganzheitlich. |
Herr Baumann: |
Was ist beim Deutschen Verpackungspreis 2017 anders? |
Dr. Horenburg: | Wir haben andere Kategorien aufgestellt, die unabhängig von Branchen und Materialien sind. Die Bewerber haben mit der Anmeldung die Kategorie für ihr Produkt ausgewählt und das charakteristische ihrer Verpackung dargestellt. Ist sie z.B. besonders gut im Bereich Convenience, designtechnisch hervorragend oder bietet sie eine gute Warenpräsentation im Supermarkt? Entsprechend dazu sind die Bewertungsbögen aufgebaut. Die Hauptjury sieht, was in den einzelnen Kategorien eingereicht wurde und geht die Bewertungskriterien durch, die von der Fachjury geprüft wurden. |
Herr Baumann: |
Bisher gab es immer ziemlich viele Nominierte und Gewinner.. |
Dr. Horenburg: | Das ist jetzt anders. Es muss etwas Besonderes sein, der Gewinner zu sein! Eine zusätzliche Stufe bietet darüber hinaus der Gold-Award. Er zielt darauf ab, die absolut herausragenden Produkte zu prämieren. Anders als bisher werden die Gewinner einen Monat vor der Preisverleihung bekannt gegeben. Die Gold-Preis-Gewinner werden jedoch erst bei der Veranstaltung am 26. September 2017, in der Humboldt-Box vor dem Schloss in Berlin, veröffentlicht. |
Herr Baumann: |
Was ist mit den Nominierungen? |
Dr. Horenburg: | Es gibt keine Nominierungen mehr. Je nach Kategorie gibt es mehr oder weniger Gewinner, sprich Auszeichnungen. Das ist abhängig von der Quantität und Qualität der Einreichungen pro Kategorie. |
Der Deutsche Verpackungspreis
Herr Baumann: | Wie verläuft eine Jury-Sitzung? |
Dr. Horenburg: | Das ist ein ganz tolles Erlebnis! Es ist super spannend zu sehen, was es alles gibt auf der Welt. Und es gibt interessante Diskussionen zwischen den Jurymitgliedern, die aus unterschiedlichen Bereichen kommen: aus dem Handel, Markenartikler oder von Universitäten, etc.. Die Juryneutralität ist sehr wichtig. Ich persönlich glaube, es gibt keine absolute Neutralität, jeder hat seinen eigenen Schwerpunkt und auch persönliche Vorlieben. Das machen wir uns aber zu Eigen und setzen die Jury vielfältig zusammen. Die geballte Verpackungs- und Marktkompetenz führt zu ganzheitlichen Sichtweisen und übersieht auch die kleinen aber feinen Details nicht. Für Neutralität und Transparenz ist auch der Bewertungsbogen wichtig, an dem sich jedes Jurymitglied orientieren kann und muss. Die Einreichungen können direkt zugeordnet werden und die Fachjury hat schon vermerkt, ob das Produkt neu, nicht neu oder eine Weiterentwicklung ist, geeignet für diese oder jene Anforderung usw. |
Herr Baumann: |
Und wie kommt es nun zu einer Entscheidung? Werden Punkte vergeben? |
Dr. Horenburg: | Ja, es werden Punkte verteilt, zum Beispiel für Convenience, Verpackungsreduzierung oder ganz wichtig: Wirtschaftlichkeit. Der Bewertungsbogen ist die Basis der Entscheidung. Abschließend müssen die Jurymitglieder eine Begründung schreiben, warum gerade dieser Gewinner ausgewählt wurde. Diese Erklärung wird veröffentlicht. |
Herr Baumann: |
Wie stark ist der Erfolg von einer guten Bewerbung abhängig? |
Dr. Horenburg: | Tatsächlich vermissen wir oft Informationen, die deutlich machen, was sich z.B. an einer Verpackung konkret verändert hat. Je präziser die Formulare ausgefüllt sind, desto besser kann die Jury bewerten. |
Herr Baumann: |
Besteht die Möglichkeit, eine Verpackung persönlich vorzustellen? |
Dr. Horenburg: | Ich kann mir vorstellen, dass eine Präsentation per Videoclip die Einreichungen in Zukunft ergänzen könnte. |
Herr Baumann: |
Warum gibt es eine extra Kategorie für Nachwuchs? |
Dr. Horenburg: | Schüler, Auszubildende und Studierende sind kreativ und wir bieten eine Plattform, die fordert und fördert und die Verpackung in den Fokus rückt. Die Einreichungen sind oft nicht so professionell ausgearbeitet wie wir es von den Einreichungen der Experten kennen. Aber wir wollen die frische Herangehensweise ehren, die Hands-On-Mentalität. Es gab sehr witzige Ideen, die es vielleicht nicht zur Marktreife schaffen, aber in anderer Form einfließen: Kreativität, Querdenken, Antworten auf Konsumentenwünsche. |
Herr Baumann: |
Die Verpackungsbranche wächst. Trotzdem haben die Bewerberzahlen nicht zu-genommen. Haben Sie dafür eine Erklärung? |
Dr. Horenburg: | Die Teilnehmerzahlen und besonders die Qualität sind seit Jahrzehnten bemerkenswert. Inzwischen schreibt fast jeder Materialverband seinen eigenen Preis aus. Ich nehme an, es hat eine Art Inflationierung von Auszeichnungen stattgefunden. Außerdem haben wir es mit einer schnelllebigen Welt zu tun. |
Der Deutsche Verpackungspreis bedeutet Imagegewinn
Herr Baumann: |
Wie schaffen Sie das? |
Dr. Horenburg: | Wir schaffen Qualität durch das Konzept Fach-und Hauptjury. Wir fördern Studenten und junge Menschen in der Kategorie Nachwuchs. Und es handelt sich um einen international anerkannten Preis, was auch die steigenden Teilnehmerzahlen aus dem Ausland zeigen. 2017 hatten wir Einreichungen aus 12 Nationen. Wer das Siegel „Gewinner Deutscher Verpackungspreis“ auf sein Produkt, in der E-Mail-Signatur oder der Firmenbroschüre abbildet, setzt ein öffentlichkeitswirksames Zeichen nach innen und nach außen. Der Deutsche Verpackungspreis würdigt als einziger Award die Verpackung als Genre in der kompletten Wertschöpfungskette und schafft ihr eine repräsentable Bühne – und das seit 40 Jahren. Dieses besondere Jubiläum feiern wir in Berlin zusammen mit der Verleihung des Dieter Berndt Preises, durch den Prof. Dr. Claus Hipp geehrt wird. |
Das komplette Interview finden Sie hier