Kartons wiederverwenden statt recyclen
Veröffentlicht am 20. März 2018 von Jörg Baumann.
Kartons wiederverwenden oder recyceln – was rechnet sich für Ihr Unternehmen?
Die grundsätzliche Forderung der Bundesregierung ist eindeutig: Abfallvermeidung ist das wichtigste Ziel der Kreislaufwirtschaft, noch vor dem Recycling. Das Bundesumweltamt hat eine Statistik zum Papierverbrauch veröffentlicht, in der Verpackungspapiere mit 47 % den größten Anteil im Jahr 2016 ausmachten.
Die Papierpreise sind 2017 stark gestiegen und für 2018 werden bereits weitere Preiserhöhungen prognostiziert. Der Handel und die Industrie florieren, die Warenströme nehmen zu, der Bedarf nach Verpackungsmaterial für den Transport steigt konstant. Der weltweite Versandhandel erzeugt eine Knappheit an Papier. Die Wellpappenhersteller kämpfen nicht nur mit den gestiegenen Papierpreisen, sondern auch mit Produktionsengpässen. Lieferzeiten von bis zu 4 Wochen sind mittlerweile die Regel.
Aus diesen Gründen denken einige Unternehmen ernsthaft darüber nach, die Kartons ihrer Vorlieferanten zu nutzen, statt sie im Altpapiercontainer zu entsorgen. Das wäre nicht nur ein Vorteil für den Einkauf, sondern würde auch das Umweltmanagement des Unternehmens optimieren. Für die Verpackungslogistik ist das allerdings eine große Herausforderung. Aus meiner Sicht als Verpackungsoptimierer ist das Wiederverwenden von Kartonagen eine tolle Idee, dennoch habe ich immer den gesamten Ablauf der Logistik im Blick.
Kartons wiederverwenden – rechnet sich das wirklich?
Ein Platzproblem: Die gebrauchten Kartons sind aufgerichtet, lassen sich schlecht stapeln und binden Lagerkapazitäten. Ein Zeitproblem: Die Mitarbeiter am Packplatz brauchen zusätzliche Zeit, um einen Karton in der richtigen Größe zu finden. Ein Größenproblem: Der wiederverwendete Karton kostet zwar nichts, kann aber einen höheren Verbrauch an Polstermaterial verursachen, wenn er zu groß für die eigene Sendung ist. Und eventuell ein Imageproblem: eine Neuwarensendung in einer Gebrauchtkartonage – welcher Eindruck entsteht dadurch?
Ein Stempel „Abfallvermeidung – wir nutzen Kartons zweimal!“ könnte dem Kunden eine Schramme am Transportkarton erklären, stabil und funktionstüchtig sollte er trotzdem sein. Hygieneartikel oder teure Lifestyle Produkte würden in einem Second-Hand-Karton ihre Glaubwürdigkeit verlieren, aber in anderen Bereichen könnte „Box reused“ eine Qualitätsbotschaft sein, die für alle Seiten zufriedenstellend ist. Wenn der Vorlieferant Waren in einer Kartongröße sendet, die zum eigenen Portfolio passt: wunderbar. Wenn das Handling der „alten“ Kartons die Prozesskosten nicht maßgeblich erhöht: hervorragend.
Ich bin sehr dafür, die Umwelt zu schonen. Ein Karton, der zweimal verwendet wird, verbessert eindeutig die Energiebilanz des Kartons (und des Unternehmens!) und reduziert Verpackungsmüll. Entlastung der Umwelt bei gleichzeitiger Kostenoptimierung – super!