Papierpreise im freien Fall?
Veröffentlicht am 11. April 2023 von Jörg Baumann.
Einkäufer können aufatmen, das Preisdiktat hat ein Ende und Verkäufer bekommen Schnappatmung. Doch sind die Preise wirklich im freien Fall oder wird die Talfahrt im 2. Quartal gestoppt. Dieser Beitrag gibt einen kurzen historischen Rückblick und vergleicht die Vergangenheit mit der Gegenwart.
Seit 20 Jahren beobachte ich für meine Kunden die Preise für Wellpappenrohpapiere. Zuletzt sind nach einer längeren Anstiegsphase, während der Bankenkrise die Papierpreise nach EUWID zwischen 2008 und 2009 stark gefallen. Nach einer kurzen Anstiegsphase hat sich das Preisniveau aber zwischen 2011 bis zum September 2020 mit vertretbaren Preisschwankungen eingependelt. Für Einkäufer und Verkäufer entspannte Zeiten, die sich durch geregelte Preisgleitklauseln nach EUWID auf längerfristig stabile Preise einstellen konnten.
Während der Corona-Pandemie führte die enorme Nachfrage nach Versandverpackungen des Onlinehandels, gepaart mit Hamsterkäufen, zu einem rasanten Anstieg der Papierpreise. Dieser gipfelte im Mai 2022 in einem historischen Höhepunkt. In diesem Zeitraum wurden viele EUWID-Regelungen außer Kraft gesetzt. Preiserhöhungen über 40 % in einem Zeitraum von 18 Monaten waren die Folge.
Doch die erhöhte Nachfrage hat im Herbst letzten Jahres nachgelassen. Lagerbestände werden abgebaut, der Konsum lässt nach und zur Folge fangen seit November 2022 die Papierpreise wieder an, zu fallen. Allerdings geben die Wellpapphersteller diese Preisreduzierung nur sehr zögerlich und reduziert an ihre Kunden weiter. Durch stark gestiegene Energiekosten, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine und erhöhte Nebenkosten, ist dies zu Weilen auch gerechtfertigt. Aber in den letzten drei Monaten gab es einen starken Preisverfall. Seit März dieses Jahres liegen die Preise auf dem Niveau von April 2021. Damit sind die Papierpreise innerhalb von fünf Monaten so schnell gesunken, wie sie vorher innerhalb von knapp zwei Jahren gestiegen sind.
Dennoch sind die Verpackungspreise vor zwei Jahren nicht gleichzusetzten mit den heutigen, da die Energie- und Nebenkosten stark gestiegen sind. Wie eingangs erwähnt: Einkäufer können aufatmen, das Preisdiktat hat ein Ende und wir dürfen gespannt sein, ob sich die Talfahrt der Preise fortsetzt.